Märchen und „Geschichtle“ aus dem Schwarzwald
An einem der wenigen sommerlichen Abende im Juni fand im Garten des Hauses La Verna ein Märchenabend mit Märchen und „Geschichtle“ aus dem Schwarzwald statt. Märchenerzählerin Elisabeth Ehret erfreute die Teilnehmerinnen zunächst mit drei Märchen der Gebrüder Grimm. Lebendig, im Dialekt und gestenreich erzählte sie z.B. im Märchen vom kleinen Vögelchen von einer jungen Dienstmagd, die als einzige einen Überfall von Räubern überlebt, aber schutzlos und hilflos im tiefen Wald zurückbleibt. Doch schon bald bringt ein Vögelein der Verzweifelten einen kleinen goldenen Schlüssel und zeigt Ihr einen Baum, den sie damit aufschließen kann. Dort findet sie Essen, später auch eine Schlafstatt. So versorgt der Vogel die junge Frau eine Zeit lang, bis er sie eines Tages um einen Gefallen bittet: „Gehe tiefer in den Wald, bis Du zu einem Haus kommst, in dem eine alte Frau am Herd sitzt. Spreche sie nicht an, bringe mir nur den schlichten Ring, den du dort finden wirst.“ Das Mädchen fasst Mut, erfüllt seine Bitte und bringt – nachdem sie alle märchenhaften Schwierigkeiten überwunden hat – den Ring zurück und kann so den Prinzen, den die alte, böse Hexe in ein Vögelein verwandelt hatte, erlösen. Zum guten Ende feiern der Prinz und die Magd Hochzeit und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…
Nach diesem gelungenen Auftakt folgte noch das Geschichtle von Bärbele und Konrädli, das hier im Kinzigtal spielt, bleicht doch das Bärbele an der Kinzig ihre Wäsche und begegnet hier auch dem geheimnisvollen Wassermännle…, so dass das Geschichtle seinen Lauf nehmen kann.
Anschließend erfuhren die Zuhörerinnen noch auf humorvolle Art, warum die Bohne eine Narbe hat. Und dann war es auch schon Zeit für die Spezialitäten aus unserer Region, die den Abend bereicherten. Frau Ehret bereitete vor den Augen der Gäste Striebele – ein traditionelles Gebäck unserer Heimat – zu. Der Teig wird mit einem Striebele-Trichter kreisförmig in eine Pfanne mit heißem Fett gegeben und dort ausgebacken und schließlich noch heiß und mit Puderzucker bestreut serviert. Es war eine Freude den routinierten Handgriffen der Märchenerzählerin zuzuschauen. Eine noch größere Freude war es, die köstlichen Striebele zusammen mit einem kleinen Schwarzwalbecher zu verzehren und dabei über das Kinzigtal und den Schwarzwald zu blicken.
Der Märchenerzählerin gelang es nach jedem Märchen, den Bezug zum eigenen Leben herzustellen. Auch in meinem Leben, gibt es den Aufbruch in das Ungewisse, dennoch das Vertrauen, den Weg in den Wald, die Sorge, den Mut, die Freude, das Suchen und Finden… Dieser Bezug zum eigenen Leben machte den Abend noch wertvoller.
Zum Schluss lud Sr. Stefanie die Teilnehmerinnen ein, sich gegenseitig Gutes, ein Wort der Zuwendung oder… zuzusprechen.
Es war ein wundervoller, sommerlicher Märchenabend, für den Sr. Stefanie sich im Namen aller begeisterten Teilnehmerinnen herzlich bei Frau Ehret bedankte.
Regina Meier-Roth